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Ortler Bike Marathon - die Streckenbesichtigung

3.000 Höhenmeter, 90 Kilometer - wenn eine Marathonstrecke mit diesen Zahlen aufwartet, dann sollte man die Strecke einmal gefahren sein, bevor man das Rennen in Angriff nimmt. Das gilt ganz besonders für den Ortler Bike Marathon. Gestern war es soweit, die Strecke ist seit ein paar Tagen ausgeschildert und kann somit nachgefahren werden. Leider gibt es auf der Webseite nur die GPS-Daten der 60 Km "Classic-Strecke" zum downloaden. Aber man kann sich nach den Schildern recht gut orientieren, leider sind einige vom Wind oder von Kühen umgestoßen worden.

Schon der erste Anstieg vorbei am Skigebiet Watles zum Pfaffensee ist eine Selektion, denn es heißt über 1.300 Höhenmeter am Stück zu bewältigen, meist auf Schotter, mitunter recht steil. Die Streckenführug ist sehr schön gewählt, durch das Koster Marienberg hindurch geht es auf einer alten Militärstraße bei sanfter Steigung in Richtung Schlinig. 

Durch das Kloster Marienberg
Gleich gehts weiter in Richtung Schlinig
Dort steigt der Weg plötzlich, dem Bach entlang steil an, um dann die Bachseite zu wechseln und auf der gegenüberliegenden Talseite zuerst leicht abzufallen, dann geht's wieder bergauf und das letzte Stück fährt man auf Asphalt bis zur Talstation Skigebiet Watles. Weiter geht es auf mäßig steiler Schotterstraße kreuz und quer durch das Skigebiet, auf über 2.200 Metern Höhe sind die Wege noch nicht ganz schneefrei. 

Noch Schneereste auf der Strecke
Bald danach ist man am Pfaffensee. Wer sich Zeit nimmt zum Schauen, wird hier mit einem überwältigenden Panorama belohnt. 
Kurze Rast am Pfaffensee
Rechts geht's über Singletrail weiter
Abfahrt vom Pfaffensee - nicht ganz schneefrei
Ab hier geht es bergab, zuerst auf einem tollen Singletrail, dann auf einem groben Weg, der zusehends besser wird, vorbei an der Platzer Alm bis man auf rund 1.570 Metern Höhe und der Vernichtung von fast 700 Höhenmetern wieder vor dem Anstieg zur Bruggeralm steht. Mäßig steil geht es bis zur Kapelle St. Martin, danach geht es eine gefühlte Ewigkeit über eine Steile Rampe in das Zerzertal bis hoch zur Bruggeralm auf 1.918 Metern. Einkehren wird beim Rennen wohl schwierig sein, auf Erkundungstour war die Einkehr aber goldrichtig: Spitzenmäßig gute Hirtenmakkaroni gaben Kraft für die weitere Tour.

Von der Bruggeralm geht es bergab bis fast an den Reschensee, auf Forstwegen und kurzen Singletrailpassagen. Dann geht es wieder links ab und man nimmt mit moderater Steigung den letzten Anstieg auf dieser Talseite in Richtung Rojen in Angriff. Nach etwa 300 Höhenmetern ist auch dies geschafft und man fährt über Trails und Wege ins Dorf Reschen ab. Am See entlang geht es auf Schotter und Asphalt im Flachen, vorbei am Dorf Graun für fast für 10 Kilometer flott dahin, ehe man links durch einen wunderschön weich zu fahrenden, leicht kupierten Weg durch einen Lärchenwald fährt. Hier treffen die Marathon- und die Classicstrecke wieder zusammen. Auf Asphalt geht es weiter, durch wunderbar grüne, unverbaute Landschaft durch den Weiler Alsack. Bergab geht es weiter, bis man nach dem Weiler Ulten auf rund 1.300 Metern links abbiegt und nach einigen hundert Metern wieder rechts auf eine neue und anfangs sehr steile Forststraße auffährt. Dieser geht es nun entlang, bis man endlich auf rund 1.900 Metern am höchsten Punkt (Panorama Mösl) angelangt ist. 
König Ortler - auch das grandiose Panorama macht atemlos
Hier grüßt der Namensgeber des Bikemarathons - König Ortler thront über dem Obervinschgau und ein atemberaubendes Panorama breitet sich über das weite Tal. Weiter geht es nur sehr kurz über Trails, dann etwas verworren über verschiedenen Wirtschaftswege, Straßen, Trailabkürzungen usw. nach Matsch. Durch das Dorf fährt man auf Asphalt zu Tal, wechselt die Talseite, hat noch einen heimtückisch steilen und schikanösen Gegenanstieg zu bewältigen, bevor man zuerst auf einer Bergstraße, dann auf einem Hohlweg zur Churburg abfährt. Um die Burg herum kommt man hinunter nach Schluderns und nach einer weiten Schleife im Flachen erreicht man nach rund vier Kilometern das Ziel im Städtchen Glurns. 

Fazit: Rund sieben Stunden reine Fahrzeit hat die Besichtigung in Anspruch genommen. Im Renntempo könnten auch sechs Stunden genügen, für Elite-Fahrer vielleicht weniger als viereinhalb Stunden. Wer meint, dass die 90 Km "Marathon-Strecke" nur um eben 39 Km länger sei und um 1.400 Hm mehr Höhendifferenz aufweise, ansonsten aber kein großer Unterschied bestünde, der irrt. Die beiden Strecken, sind von ihrer Charakteristik grundlegend verschieden, auch wenn die Strecken teilweise deckungsgleich sind. Der erste Teil, also die Marathonstrecke ist landschaftlich, konditionell und fahrtechnisch ein absolutes Highlight und eine gelungene Mischung aus Wegen und Trails. Ähnlich ist es noch mit der Auffahrt zum Panorama Mösl. Die Streckenführung in Matsch hingegen und die Abfahrt sowie die Zieleinfahrt nach Glurns sind etwas verworren, in der Streckenführung unlogisch und fahrerisch wenig fordernd, weil die Trails fehlen. Wenn man dem Ziel entgegenfährt, würde man sich ein paar knackige Trails, anstatt schikanöser Schleifen durch die Landschaft erwarten. Für die erste Edition sicher okay, nach den ersten Erfahrungen im Premierenjahr sollte der Veranstalter aber nachbessern.

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