Alpencross Strecken gibt es viele und einmal einen Alpencross in Angriff genommen zu haben, zählt für jeden versierten Mountainbiker schon beinahe zur Pflicht. Ob die klassische 1989er Heckmair-Route von Oberstdorf nach Riva del Garda oder eine der vielen Varianten der Bike-Transalp gefahren werden, ob eine zwei-, drei-, vier- oder fünftägige Tour unternommen wird oder an einem einzigen Tag einige der Klassiker in Angriff genommen werden, ist egal, das Erlebnis zählt - und das ist garantiert!
Bei der Routenwahl gilt es zwischen vielen, mehr oder weniger fahrbaren, Alternativen zu wählen. Nicht selten ist die Fahrtrichtung für die Fahrbarkeit oder Nicht-Fahrbarkeit entscheidend. So ist das auch bei einem klassischen Übergang, beim Pfitscher Joch, aber dazu später. Wir haben eine Tour gewählt, die von den "ganz Harten" an einem Tag gefahren wird, fahren diese aber in zwei Etappen. Sie führt über das Flatschjoch und das Pfitscher Joch in das Zillertal und von dort am nächsten Tag über das Tuxer Joch und das Schmirntal zurück zum Brenner. Dafür müssen rund 4.000 Höhenmeter und 120 Kilometer in Angriff genommen werden.
Sehr steil ist der Wegverlauf auf das Flatschjoch (2.395 m), auf etwa sechs Kilometern sind über 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Der Weg ist recht grob und nicht sehr kompakt, dies erfordert in Verbindung mit den steilen Rampen, mit teilweise über zwanzip Prozent Steigung, viel Kraftaufwand. Die Reifen mahlen und wühlen durch den losen Untergrund und viel Vortrieb geht verloren.
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Steile Rampen und grober, "tiefer" Weg |
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Blick vom Flatschjoch auf die Bergwelt bis zu den Zillertaler Alpen |
Der Trail hinunter in das Pfitscher Tal belohnt für alle Mühen, er ist sehr gut fahrbar, zwischendurch immer wieder anspruchsvoll und dann wieder flüssig - fahrerisch und landschaftlich ein Traum. Dazu kaum begangen, kein einziger Wanderer kreuzte unseren Weg.
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Traum-Trail in das Pfitscher Tal |
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Fantastische Bergwelt - fast menschenleer |
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Lauter zufriedene Gesichter... |
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... angesichts dieser Trails |
Im Pfitschertal fährt man kurz auf Nebenstraßen durch Wiesen und Felder, bis man auf die Pfitscher Joch Straße - eine alte Militärstraße - kommt. Diese führt in sanfter Steigung vom Talgrund (1.450 m) hoch bis zum Pfitscher Joch Haus (2.276 m) und zum Übergang in das Zillertal.
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Sanfter Anstieg zum Pfitscher Joch |
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Lohnende Rast am Pfitscher Joch Haus |
Die Abfahrt vom Pfitscher Joch ins Zillertal ist ein Traum für jeden Mountainbiker. Über grobe Steinquader führt ein Weg bis an den gewaltigen Schlegeis-Stausee. Die Felsquader sind griffig und eignen sich sehr gut für die Abfahrt, in der Gegenrichtung gilt dagegen leider nur "Schieben". Zu grob, teilweise zu steil und somit auf weiten Strecken unfahrbar im Anstieg - dieser Umstand sorgte für mitleidige Blicke für die weniger Mountainbiker, die uns in der Gegenrichtung begegneten.
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Am Schlegeis Stausee |
Unser Quartier befand sich in Mayhofen, etwa 200 Höhenmeter tiefer als Finkenberg liegend. Somit mussten am Tag zwei unserer Tour 850 Höhenmeter auf heißem Asphalt zurückgelegt werden, ehe es kurz vor Hintertux rechts auf Schotter in Richtung Bichlbach Alm weiter ging.
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Tag zwei, Start in Mayrhofen |
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An der Bichlbach Alm |
Bis zur Bichlbach Alm (1.695 m) steigt der Weg nur mäßig, danach folgt ein Vorgeschmack darauf, was dem Biker von der Sommerbergalm (2.100 m) hoch zum Tuxer Joch blüht. Die letzten Höhenmeter ab der Sommerbergalm überwindet man nämlich auf steilen Rampen mit über 27 Prozent Steigung, wäre nicht der kompakte Untergrund, wäre die Strecke wohl unfahrbar und man käme nur schiebend zum Tuxer Joch Haus, auf 2.313 Metern Meereshöhe liegend, hoch.
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Tuxer Joch Haus mit Bergpanorama |
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Bergkulisse am Tuxer Joch |
Die Abfahrt vom Tuxer Joch gestaltet sich als Tortur. Der schmale Steig gleicht einem Bachbett, grob, tief, eng, mit wenig Platz für die Pedale, voller loser Steine, ausgesetzt, hohe Absätze und Stufen, Spitzkehren. Und das alles in einer Aufeinanderfolge, dass nicht wirklich ein gutes Fahrgefühl aufkommt, zu oft steigt man auf und gleich wieder ab. Bei aller Liebe zu den Trails, Flow kommt auf diesem Abschnitt nicht auf. Aber wenn man schiebt, hat man zumindest etwas von der Landschaft.
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Steil und hart ist der Abstieg ins Schmirntal |
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Flow ist anders |
Erst 600 Meter tiefer kommt quasi die Erlösung und man gleitet auf grünen Almböden über Schotter talauswärts. Ab Kasern fährt man auf Asphalt bis St. Jodok, biegt dann links ab in Richtung Vals und kommt über einen Gegenanstieg und über sanfte Trails zurück auf die Brennerpassstraße und zum Ausgangspunkt am Brenner.
Fazit: Ein-Tages-(Tor-)Tour mit über 4.000 Hm und 120 Km, reine Fahrzeit ohne Pausen circa 9 - 10 Stunden. Mehr Zeit zum Genießen bleibt, wenn man die Tour auf zwei Tage aufteilt. Mit jeweils rund 2.000 Höhenmetern und 60 Kilometern Fahrleistung ergibt sich eine reizvolle Zweitagestour mit einem doppelten Alpencross, erst Transalp in Richtung Norden, dann in Richtung Süden.
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Rund 4.000 Höhenmeter und knapp 120 Kilometer sind Programm |
Hubert,
AntwortenLöschenkuule runde.
Teile deine beschreibung zur abfahrt vom tuxer joch.
Paul
Wahnsinn, da hast du ja ein ganz schönen ritt hingelegt!
AntwortenLöschenwerde ich dieses Jahr auch in Angriff nehmen ich freue mich schon auf die landschaft!