Latsch im Vinschgau ist wohl einer der MTB Hotspots in Südtirol. Hier hat sich eher die abfahrtslastige Fraktion der Mountainbiker angesiedelt - wohl aus gutem Grund. Die Trails sind beinahe lückenlos mit Bahn oder Shuttle erreichbar und die Beherbergungsbetriebe haben sich gut auf diese Biker eingestellt. Die Saison ist lang, bei den zuletzt milden und schneearmen Wintern war die Bikesaison in Latsch wohl unbestritten die Längste mit rund zehn Monaten Dauer.
Schattiger und für den Sommer besser geeignet finde ich in Latsch die Trails auf der Seite des Nördersberg. Dieser besteht aus Nordhängen und die Trails führen vorwiegend durch schattenspendenen Wald. Allein von der Tarscher Alm bzw. Latscher Alm führen vier Trails ins Tal, diese werden von einem alten 2er Sessellift bedient, der die Biker bedächtig nach oben befördert. Neu im Trailquartett ist der Barbarossa Trail, dessen letzer Abschnitt erst kürzlich fertiggebaut wurde.
Einstieg in den Trail auf der Tarscher Alm |
Der Trail erstreckt sich über 4,5 Kilometer und überwindet vom Einstieg an der Bergstation bis zur Talstation des Sesselliftes gut 700 Tiefenmeter. Er ist mit S1 bzw. Schwierigkeit "Blau" angeschrieben, dieses Versprechen kann der Trail, obwohl etappenweise recht flowig, nicht durchgängig halten, es sind Wurzeln, Steine und Absätze vorhanden, die eine Kennzeichnung S2 und somit Schwierigkeit "Rot" rechtfertigen würden. Ständige Aufmerksamkeit, Bremsbereitschaft und Körperspannung sind notwendig, denn selbst in den flowigen Abschnitten kommen plötzliche Richtungswechsel und steile Anfahrten in die meist eher flach ausgelegten Steilkurven vor.
Flowiger Start in den Barbarossa Trail |
In den oberen Bereich sind einige Sprünge eingebaut, die auch umfahren werden können. An einigen, vom Gelände her schwierigen Stellen wurden Holzkonstruktionen mit Hasendrahtbelag verbaut, die dem Biker etwas Sicherheit vermitteln.Trotzdem sind auch einige ausgesetzte Abschnitte zu überwinden, die ich Kindern und unerfahrenen Bikern nicht unbedingt zumuten möchte.
Holzkonstruktionen auf dem Trail |
Einige Sprünge sorgen für den Adrenalinstoß |
Alles in allem ist der Barbarossa Trail sehr abwechslungsreich und spannend. Manchmal mit unerwartet herbem Charakter. Hat man mit ihm einmal das richtige Feeling entwickelt, lädt er zwischendurch immer wieder ein, die Bremse zu lösen und es richtig rollen zu lassen, dies aber wohl erst nach den ersten paar Abfahrten.
Sprünge können umfahren werden |
Die Herausforderung für Latsch als MTB Region ist es wohl, das Angebot noch breiter aufzustellen, mit einigen leichteren Trails für die ganze Familie. Außerdem muss dafür Sorge getragen werden, dass die bestehenden Trails weiterhin fahrbar bleiben und nicht in höhere Schwierigkeitsklassen wandern. Durch Gewitter und Bodenerosion sind viele Trails im Laufe der Jahre um mindestens einen Punkt in der Singletrailskala aufgestiegen, aus S1 wurde S2 aus S2 wurde S3... Dies mag die Hardcore-Freerider begeistern, für die breite Masse tauglich bleiben die Trails dadurch nicht.
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