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MTB: Schlauch oder tubeless? Oder das Beste aus beiden Welten!

Ich hatte mich schon öfters in meinen Beiträgen als Schlauchfahrer geoutet. In meinen Augen wiegt eine Gewichtsersparnis von 350 Gramm einfach nicht die Nachteile der Tubeless-Systeme auf langen Touren auf. Denn wehe tubeless ist einmal airless und es muss ein Schlauch rein, dann ist das eine Riesensauerei. Auch Schaumpatrone und Salami-Flicksets inklusive Werkzeug sind auf Tour nur Balast und vom Handling her aufwändig. Und ganz nebenbei konnte ich noch nie feststellen, dass tubeless wirklich smoother abrollt. Vorausgesetzt die Reifen werden nicht mit zu viel Druck aufgepumpt, rollt ein 29er mit Schlauch genauso samtweich über die Trails wie tubeless, dazu reichten 1,7 Bar Reifendruck bei meinem Körpergewicht von 75 Kg bisher immer vollkommen aus. Und ist mal die Luft raus, ist die Behebung einer Reifenpanne mit einem Ersatzschlauch in Nullkommanichts erledigt.

Im Winter hängt mein Mountainbike am Haken, aber das Biken und die Technik rund ums MTB lässt mich auch da nicht los. Und so verbringe ich gerne immer wieder mal ein paar Stunden beim Tüfteln und Schrauben oder beim Stöbern nach Neuigkeiten. Und diese Neuigkeit habe ich dann entdeckt. Tubolito - ein neuartiger Fahrradschlauch aus dem neuen, leichten und widerstandsfähigen Material Thermoplast. Das musste ich testen, denn ich hatte mich schon früher mit der Verwendung anderer Systeme wie Procore, Schaumstoff-Durchschlagsschutz u. ä. beschäftigt, aber keines dieser Dinge hat mich überzeugt. Weil ich gerne Neuigkeiten teste und mir dann eine Meinung bilde, habe ich vor  einigen Wochen die Tubolito S-Tubo-MTB-Schlauch montiert. Die Montage ist ähnlich wie bei einem normalen Butyl-Schlauch, erst muss man allerdings das Ventil einschrauben. Das leichte und rutschige Material vermittelt eine Hauch von Empfindlichkeit und so habe ich auch die Montage und das erste Aufpumpen sehr vorsichtig gehandhabt. Ich habe die neuen Schläuche sowohl auf das Vorder- und Hinterrad montiert und dabei für das Aufziehen der Reifen keine Reifenheber verwendet.
Glatt und dünn fühlt sich der Thermoplast Schlauch bei der Montage an
 
Danach habe ich die Reifen auf 2,5 Bar aufgepumpt, um den Reifen schön auf die Felge zu pressen, danach wieder etwas Druck abgelassen. Und dann ging es gleich in die erste Hausrunde. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sich die Reifen ziemlich hart anfühlten und nicht besonders geschmeidig abrollten. Dieser Eindruck hat sich auch auf den folgenden Touren fortgesetzt. Positiv war, dass sich die Luft in den Reifen sehr gut gehalten hat, die Thermoplast Schläuche sind also mindestens genauso dicht, wie Butyl Schläuche. Dabei wiegen sie nur einen Bruchteil, es lassen sich bei einem 29er Laufradsatz an die 350 Gramm einsparen.

Am Ventil gibt es zur Fixierung nur einen kleinen Gummiring
 
Inzwischen habe ich auf meinem Hardtail Scott Scale 910 auf vielen Touren mit dem Reifendruck experimentiert und diesen sukzessive abgesenkt. Mit den neuen Tubolito Schläuchen bin ich sogar schon einen Reifendruck von weniger als 1 Bar gefahren, ohne dass dabei die Conti Cross King Protection ein schwammiges Gefühl vermittelt oder zu wenig Kurvenhalt geboten hätten. Ich fahre bergauf vorwiegend auf Forstwegen und bergab auf Naturtrails mit losem Geröll, Wurzeln und Ästen.  
Vorwiegend auf Naturtrails unterwegs
 
Bisher hatte ich keinen einzigen Durchschlag zu verzeichnen. Ich fahre inzwischen den Conti Cross King Protection 29x2,2 hinten mit 1,2 Bar und den Conti Cross King Protection 29x2,3 vorne mit 1 Bar und fühle mich damit pudelwohl. Die Kombination Conti Protection und Tubolito hat mich auf den letzten 500 Kilometern begeistert, diese Ausstattung ist eine Bank, pannensicher und damit voll touren- und alpencrosstauglich. Es gibt sogar Flicken für die Reparatur, diese habe ich mir zwar besorgt, aber noch nie gebraucht. 

Weniger ist mehr - 1,2 Bar hinten und 1 Bar vorne sind genug!

FAZIT: Hat man erst einmal den optimalen Reifendruck gefunden, fahren sich die Tubolito S-Tubo sehr gut. Die Pannensicherheit ist exzellent und die Gewichtsersparnis in etwa gleich wie bei tubeless - und das alles mit Schlauch. Das Packmaß für einen Ersatzschlauch ist sehr klein und fällt mit federleichten 45 g (29er S Tubo MTB) nicht ins Gewicht. Einziger Wermutstropfen ist der Preis, der UVP liegt bei 33 Euro, der Preis im Onlinehandel immerhin noch bei 27 Euro, dafür bekommt man mindestens 4 normale Schläuche. Andererseits bekommt man dafür das Beste aus beiden Welten! 

Kommentare

  1. Ich hatte interessanterweise mit der gleichen Bereifung am Hardtail nur Probleme. Zuerst war das Ventil ständig undicht, Kleber half. Dann hatte ich ständig Platte durch kleine Dornen. Und dann ließ sich der teure Schlauch mit den gelieferten Spezialpatches nicht sicher Flicken. Ein Schlauch ist mit sogar mal komplett geplatz bei 1,5bar Reifendruck. Im Stehen wohl gemerkt während einer Pause. Ein anderer hatte bereits ab Werk kleine Löcher und verlor Luft. Ich bin wieder zurück auf Tubeless und habe keine Probleme mehr. Nach meiner Erfahrung ist Tubeless leichter, günstiger und sicherer. Man muss halt nur wissen, was man tut. Und alles was einen Tubelesssetup platt macht, killt auch sicher die Tubos. Danach kann man immer noch einen Schlauch einbauen.

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  2. Danke für deine Rückmeldung, diese Erfahrung habe ich glücklicherweise nicht gemacht und bin wie schon geschrieben sehr zufrieden. Für mich ist Pannensicherheit eine der wichtigsten Eigenschaften und bisher passt das perfekt. Wahrscheinlich waren das Kinderkrankheiten der Tubolitos, jetzt finde ich diese nicht mehr. Fahre 4x die Woche und ohne Probleme.

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