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Biketest: Grand Canyon AL 29 SLX 8.9 Modell 2014

Wie schon im letzten Beitrag berichtet, habe ich mir ein solides Zweit-MTB angeschaftt, meine Wahl ist auf das Grand Canyon AL SLX 29 8.9 Mod. 2014 gefallen, repräsentativ für ein gutes 29er Einsteigerbike. Und ich hatte einen ausführlichen Fahrbericht versprochen.

Gespannt hatte ich auf die erste Ausfahrt gewartet. Bei Kaiserwetter und angenehmen Temperaturen hatte ich am letzten Samstag die Gelegenheit, das Canyon über meine liebsten Hometrails zu jagen. Im Sarntal ging es über die Fraktion Auen bis zur Skihütte, von dort über Opferwank zur Kuhseite und zur Öttenbacher Alm. Über das Kreuzjöchl, Kreuzjoch, Auener Jöchl vorbei an den Steinernen Mandlen über die Putzer Wiesen führte der Weg zurück nach Sarnthein.
Die Tour deckt bei einer reinen Fahrzeit von etwa drei Stunden, 28 Kilometern und 1.330 Höhenmetern alle Fahrsituationen ab - Asphaltstraßen, Forststraßen und Trails im Uphill und Downhill. Also ideale Bedingungen um ein Bike auf Herz und Nieren zu testen.

Der Sitz auf dem Bike zeichnet sich durch eine komfortable Position aus, man sitzt wenig gestreckt und gut integriert am Bike. Der 72 Zentimeter breite Ritchey-Lenker gibt ein gutes Gefühl der Kontrolle.  Der Alurahmen vermittelt souveräne Steifigkeit, ebenso die Laufräder von DT Swiss. Die knapp 12 Kg spürt man kaum, der Antritt ist rasant und solange die Kraft in den Beinen reicht, giert das Bike nach vorne.

Die 3x10 Shimano XT-Schaltung lässt die Kette so schnell und leicht über die Ritzel flutschen, dass es eine helle Freude ist. Mehr Schaltung braucht kein Mensch - und weniger möchte niemand haben, hat er einmal dieses Schaltgefühl erlebt!

Die Avid Elixir 5 Bremse musste erst eingebremst werden, dann griff sie beherzt und ohne nachzulassen und verrichtete ihre Arbeit sehr zuverlässig. Vor allem in den kniffligen Abwärtspassagen war sie sehr gut dosierbar und vermittelte viel Sicherheit.


Canyon AL 29 SLX - Test
Der Conti X-King 2,2 Reifen gibt bergauf und bergab sehr gute Bodenhaftung, der Leichtreifen konnte meiner Fahrweise auf den ruppigen Trails aber nicht standhalten und so habe ich einen doppelten Durchschlag am Hinterrad in Kauf nehmen müssen. Ich war mit 2 Bar Reifendruck gestartet, vielleicht bräuchte es ein bisschen mehr, auf dieser groben Strecke, dies geht aber sicher zu Lasten des Grip.

Die Fox Float CTD Gabel tut ihren Dienst ebenfalls sehr ordentlich, spricht feinfühlig an und steckt auch grobe Schläge klaglos weg. Der Lenkerhebel lässt eine gute Anpassung der Gabel an die Fahrsituation zu, im Trailmodus könnte die Dämpfung noch ein bisschen straffer sein, aber das lässt sich mit etwas mehr Luftdruck bzw. mehr Vorspannung am Lenkerhebel sicher regeln. 


Das Canyon fühlt sich in den engen Spitzkehren wohl und lässt sich problemlos um enge Kurven ziehen, auch wirklich hohe Absätze können mit nach hinten verlagertem Körpergewicht problemlos überwunden werden, ohne das Gefühl, über den Lenke absteigen zu müssen.

Zuweilen hatte ich das Gefühl, dass das Tretlager relativ tief sitzt, eine Messung ergab dann aber keine nennenswerte Abweichung zu meinem Fully. Und doch bescherte mir das Aufsetzen eines Kurbelarmes einen völlig unerwarteten Salto in die Wiese.

Beim Komfort habe ich mir nicht viel erwartet, trotz der Anpreisung der VCLS Stays (Vertical Comfort Lateral Stiffness), also eines quasi "flexenden" hinteren Rahmendreiecks. Bei einem Alurahmen in Kombination mit einem 31,8 Millimeter Sattelrohr bleibt übermäßiger Comfort aber wohl eher Wunschdenken. Somit habe ich eher entschlossene Härte als weiche Sänfte vom Hinterbau erwartet und auch bekommen.

FAZIT: Was bleibt also nach einer ersten harten Ausfahrt? Erstens ein sehr gutes Fahrgefühl, mit top Handling und trotzdem souveräner Laufruhe. Die hochwertigen Komponenten passen perfekt ans Bike und tun ihren Dienst zur größten Zufriedenheit. Top Preis-/Leistungsverhältnis!
Also nichts zu meckern? Doch, ein wenig: Die weißen Griffe von Ergon fühlen sich gut an, waren jedoch bereits nach der ersten Ausfahrt grau. Ebenso verhält es sich beim Sattel von Selle Italia, er ist ebenfalls weiß mit Spuren der ersten Ausfahrt, außerdem ist er (noch) zu rutschig. Der vorderen DT Swiss Spline Felge ist die Ausfahrt ebenso nicht bekommen, sie weist einen leichten seitlichen Schlag auf. Außerdem musste ich während der Fahrt den Steuersatz nachziehen, weil sich zusehends ein leichtes Knacken bemerkbar gemacht hatte. Zum Öffnen der hinteren Steckachse wird ein Imbusschlüssel benötigt, für einen werkzeuglosen Schlauchwechsel wäre hier eine Steckachse mit einem Spannsystem vorzuziehen (gibt es bei DT Swiss, Shimano, SRAM und anderen Herstellern), werde ich wohl nachrüsten. Ansonsten passt alles - für sein Geld bekommt man viel Bike!

Übers Kreuzjöchl





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