Welche Schaltung für mein Bike: XTR oder XT, XX/X0 oder X9?

Für den Bike-Einsteiger ist die Sache der "richtigen Konfiguration" seines Bikes ja noch ziemlich einfach. Es gibt für Einsteiger die 800, 1.000, 1.500 Euro Klasse (Preisgefüge ist klarerweise nach oben offen). Diese Bikes werden in einer mehr oder weniger guten Standardausstattung vom Hersteller ausgeliefert. Meist mit ganz ordentlichen Komponenten, vor allem dort wo es der Laie sieht, z. B. Schaltwerke oder Umwerfer tragen oft das Prädikat XT oder X9, bei anderen Komponenten wie bei Schalthebeln, Kurbeln, Kassetten, Ketten, Naben ist man weniger zimperlich und es kommen oft deutlich günstigere Bauteile zum Einsatz.

Den durchgängigen Verbau einer Schaltgruppe gibt es meist ab der 1.500 Euro Klasse oder in der 1.000 Euro Klasse bei Versendern. Aber auch dort wird gerne bei den Schaltgruppen XT mit SLX oder X9 mit X7 gemischt, manchmal sogar  Komponenten von Shimano, SRAM und FSA untereinander. Diese Bikes sind in der Regel mit einer Dreifachkurbel ausgestattet, das Gesamtgewicht für Hardtails dieser Preislage liegt normalerweise zwischen 12 und 14 Kilogramm.

Vor ganz anderen Entscheidungen stehen fortgeschrittene Biker, die vor der Aufgabe stehen, sich ihr Lieblingsspielzeug für die nächsten Jahre auszusuchen. Der Fachhandel bietet natürlich auch Bikes im 2.500-3.000 Euro Segment mit einer Standard-Bestückung an, jedoch gibt es meist die Möglichkeit, die Anbauteile individuell auszuwählen oder gar auszutauschen.

Hat man erst einmal, abgestimmt auf den bevorzugten Verwendungszweick, für einen Biketyp entschieden, Hardtail oder Fully, CC- oder Marathoneinsatz, All-Mountain, 26er oder 29er... dann stellen sich immer noch eine Menge Fragen: 2x10, 3x9 oder 3x10 Übersetzung? Top-Gruppe oder 2. oder 3. Baureihe?

2x10 oder 3x10?

Die Frage nach 2fach oder 3fach Kurbel beantwortet man mit den zu bewältigenden Strecken. Für das CC-Rennen, die kurze Feierabendrunde oder den milden Anstieg reicht 2x10 sicher aus. SRAM liefert Kurbeln in der Abstufung 22/36, 24/38, 26/39, 28/42 und 30/45 aus, das Ritzelpaket geht von 11 bis 36 Zähnen. Je nach Kombination mit der Kurbel kommt man je Pedalumdrehung auf mindestens 1,27 m (22:36)  bis maximal 8,32 m Fahrstrecke (44:11). Shimano liefert seine 2x10 Kurbeln in den Abstufungen 28/40, 30/42, 30/44 und 26/38. Dies lässt je nach Kombination Kurbel/Ritzel aber nur eine Untersetzung bis ca. 1,51 m (26:36) je Pedalumdrehung zu. Dies bedeutet, dass im Vergleich zu einer Dreifachschaltung ein leichter Gang fehlt, denn in der Kombination 22:36 beträgt die Strecke je Pedalumdrehung 1,27 m. Ebenso fehlt beim größten Übersetzungsverhältnis von 39:11 ein schnellerer Gang, denn mit dieser Übersetzung bewegt man sich je Pedalumdrehung rund einen Meter weniger weit als mit 44:11 bei einer Dreifachkurbel (Quelle Mountain Bike).

Die Argumente für einen 2x10 Antrieb liegen in der geringeren Baubreite der Kurbeln und im geringeren Gewicht. Diese Unterschiede sind allerdings nur marginal, bei der XTR beträgt der Unterschied lediglich 54 Gramm, bei der X0 gar nur 44 Gramm. Wer lange Steigungen fährt, jemals erwägt längere Touren über hoch gelegene Alpenpässe zu fahren oder einfach noch nicht weiß, was er in Zukunft mit seinem Bike alles unternehmen wird, ist mit 3x10 oder auch 3x9 sicher gut beraten, zumal der Gewichtsvorteil der 2fach Kurbel wirklich zu vernachlässigen ist.

Sollte die Wahl zudem auf ein 29er fallen, dann ändert sich die Übersetzung durch den größeren Durchmesser der Räder noch einmal zu ungunsten der leichtesten Gänge: durch den um zwei Zoll größeren Raddurchmesser werden je Kurbelumdrehung noch einmal rund 16 cm mehr Weg zurückgelegt und somit das Untersetzungsverhältnis bei gleich vielen Zähnen an Kurbel und Ritzel im Vergleich zum 26 Zoll Bike kleiner.

XTR oder XT oder SLX oder Deore bei Shimano? XX oder X0 oder X9 oder X7 bei SRAM?

Eine Frage des Geschmackes und der Zahlungsbereitschaft! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass z. B. zwischen einem XT-Antrieb und einem XTR-Antrieb kaum Unterschiede in der Funktionalität bestehen, zumal in der 2012er Version die technischen Eigenschaften der XTR auch an die hierarchisch darunter liegende Schaltgruppe XT einfließen. Mit Einschränkung gilt diese Einschätzung auch noch für die SLX Gruppe. Die Gewichtsdifferenzen der Schaltgruppen bei Shimano sind vorhanden, XTR 1.804 Gramm, XT 2.091 Gramm, SLX 2.212 Gramm, Deore 2.380 Gramm. Preise der Schaltgruppen entsprechend 1.600, 670, 460, 329 Euro (Quelle Mountain Bike). Ähnlich ist die Gewichts- und Preisrelation bei SRAM.

Also lohnt es sich, eine "bessere" weil teurere Schaltgruppe zu montieren? Sicher ist, dass Schaltgruppen unterhalb der Deore (z. B. Alivio, Acera usw.) oder der X7 (X5) am Mountainbike nichts verloren haben, weil die Standfestigkeit nicht da ist. Persönlich würde ich bei Shimano aber SLX und bei SRAM X9 als Mindeststandard wählen.

Was die Schaltung über ein Bike aussagt, das sieht man am 11 Jahre alten Cannondale F1000 eines Freundes. Die Ur-Shimano XTR sieht noch immer so edel aus wie damals und verleiht dem gesamten Bike eine Wertigkeit über viele Jahre. Dasselbe gilt auch für meine XTR aus dem Jahr 2007, für mich immer noch die schönste XTR aller Zeiten.

Fazit: Die leichten Vorteile beim Gewicht und die kaum wahrnehmbaren Unterschiede bei der Bedienung rechtfertigen die erheblichen Mehrausgaben für eine XTR oder XX wohl kaum. Die Entscheidung ist wohl eher emotionaler Natur, eine XTR oder XX am Bike eher Statussymbol und zusätzlicher Motivationsfaktor. Ob man  bereit ist, dafür den Mehrpreis von knapp 1.000 Euro zu berappen, muss jeder für sich selbst entscheiden!