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Test: MTB-Schaltung Shimano XTR Di2

Beim Testival in Brixen hatte ich endlich die Gelegenheit, die erste elektronische Schaltgruppe für Mountainbikes - die Shimano XTR Di2 - an einem Bike montiert und somit im echten Fahrbetrieb, zu  testen. Bereits seit mehreren Jahren gibt es das Pendant für Rennräder, die Dura Ace Di2. Die XTR Schaltung gibt es in den Varianten 1-fach, 2-fach oder sogar 3-fach, genauso wie bei der manuell zu schaltenden XTR. Montiert war die edle Schaltgruppe an einem fabelhaft zu fahrenden BMC Teamelite 01, einem Bike der Extraklasse, das jedenfalls einen eigenständigen Beitrag verdient hätte.
Das Display der XTR Di2
Die XTR-Schaltung präsentiert sich am Bike eher unscheinbar, am Auffälligsten ist das kleine Display. Darauf liest man - zumindest im Schatten - den Akkustand, den Schaltmodus und den aktuell eingelegten Gang ab. Im grellen Sonnenlicht sieht man, je nach Einstrahlung, leider gar nichts (siehe Bild), muss man aber auch nicht, hat man eh im Gefühl. Die Schaltmodi sind: Manuell (dafür braucht man beide Schalthebel), sowie Syncroshift 1 und Syncroshift 2. Mit Syncroshift braucht es eigentlich nur den rechten Schalthebel, der Gangwechsel funktioniert an der Kurbel automatisch, sobald die Kette eine bestimmte Position erreicht hat. Dadurch stehen aber nicht mehr alle Gänge zur Verfügung, Überschneidungen und extreme Kettenpositionen werden ausgeblendent, die Schaltung findet "intelligent" die optimale Position der Kette. Die Schaltung nutzt bei 3-fach nur 15 der theoretisch verfügbaren 33 Gänge, bei 2-fach nur deren 13 von 22. 
Kurbel und Schaltwerk der XTR Di2
Die Kurbel, die Kassette und die Kette sind dieselben wie bei der mechanischen XTR, die Umwerfer, das Schaltwerk und die Schalthebel hingegen sind - bedingt durch die Elektronik - neu. Der Schaltvorgang verläuft extrem flott, ein leichtes Summen des Stellmotors und die Kette flutscht das Ritzel hoch oder herunter. Mehrfache Gangwechsel funktionieren, indem man den Schalthebel länger gedrückt hält. Das passiert in einer mustergültigen Manier, blitzschnell und für beliebig viele Gänge, bis das Ende des Ritzels erreicht ist.
Ritzel und Umwerfer der XTR Di2
Gewöhnungsbedürftig ist das Summen des Stellmotors und die Bedienung des Schalthebels, der nur per Daumen zu schalten ist. Der gewohnte und liebgewonnene Rapidfire Plus Schalthebel der mechanischen XTR ist verschwunden. Denkbar wäre sicher eine elektronische Version desselben, wobei das eher Gewöhnungssache ist.
Elektronisch Steuerung der Fox 32 Float iRD
Das System XTR Di2 endet nicht bei der Schaltung, sondern integriert auch die Blockierung der Federgabel mittels eines kleinen, sehr leichtgängig zu bedienenden, Drehschalters. Der Schalter ist in drei verschiedenen Positionen einstellbar, offen, teilweise offen und blockiert.

FAZIT:
Die XTR Di2 ist wahrlich eine tolle Schaltung. Mit Syncroshift-Einstellung bietet die XTR Di2 sogar Merkmale einer Automatikschaltung. Unbegrenzte Mehrfachgangwechsel und Möglichkeiten der Konfiguration der Schaltung per E-Tube Software sind möglich. Ein technisches Meisterwerk!
Die Frage nach dem Mehrwert zu einer mechanischen XTR ist aber ungleich schwerer zu beantworten. Braucht man die Elektronik an einem MTB, auf einem Alpencross oder auf einer Mehrtagestour? Will man dort Akkus aufladen und will man für eine Reparatur oder Einstellung in eine Werkstatt? Ich glaube kaum, siehe auch meine Beiträge "Mountainbike und Elektronik" und "Wieviel Technik braucht ein Mountainbike?". Abgesehen davon kostet die Schaltgruppe stolze 3.500 Euro und hat keine Gewichtsvorteile gegenüber der mechanischen XTR. Diese hat alles, was eine Schaltung braucht - sie ist zuverlässig und bei Störungen kann man selber Hand anlegen. Und darauf möchte ich nicht verzichten.

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