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Dolomiten: Die Latemar Umrundung mit dem MTB

Im Heft 07/2016 des Mountainbike Magazins war die Latemar Umrundung mit Liftunterstützung vorgestellt worden. Eine Tagestour mit 750 Höhenmetern Anstieg und 3.150 Höhenmetern Abfahrten. Normalerweise könnte mich eine solche Tour nicht locken, zumal ich dem Biketransport per Bergbahn und Shuttle argwönisch gegenüberstehe. Andererseits mache ich mir lieber selber ein Bild und probiere eine Sache aus, anstatt auf vorgefertigte Meinungen zu zählen. Die bekanntermaßen grandiose Landschaft und die Aussicht, mit den Kumpels, die die Tour organisiert hatten, einen angenehmen Tag zu verbringen, gaben den Ausschlag. 

Gestartet wird in Welschnofen im Eggental, rund 30 Autominuten von Bozen entfernt, am Parkplatz der Talstation der Kabinenbahn Laurin I. Ein kurzer Zwischenstopp an der Kassa und 27 Euro später schwebt man mit der geräumigen Kabinenbahn 700 Hm höher und findet sich an der Passstraße  zum Karerpass wieder. Nur kurz folgt man der Straße und zweigt dann auf einen parallel verlaufenden Weg ein, der etwas später in einen sanften Wald- und Wiesentrail mündet.
Sanfte Trails in das Fassatal
Diesem Trail folgt man, er ist meist unschwer und flüssig zu fahren, führt erst duch Wiesen und dann durch einen Wald, nur selten über ein paar Wurzeln bis hinunter in den Weiler Soraga bei Moena im Fassatal. Eine Bikebeschilderung ist nicht oder nur lückenhaft vorhanden und es gibt einige Weggabelungen, an denen man sich sehr leicht verfahren kann. Die Navigation gestaltet sich mit GPS wesentlich leichter, es geht aber auch mit Karte.
An sich leichtes, aber bei Nässe rutschiges Trailvergnügen
Im Ort wechselt man die Talseite, dann geht es auf Nebenstraßen sanft bergauf bis zur Talstation der Bahn auf die Alpe Lusia, die die Biker über 1.000 Höhenmeter hochkatapultiert. Wegen des schlechter werdenenden Wetters und einsetzenden heftigen Regens mussten wir uns für etwa zwei Stunden in der Bergstation zurückziehen.
Regen vorbeiziehen lassen und weiter
Nach der Stärkung geht es wieder auf die Trails, einer kurzen Bergab-Passage folgt der steile Anstieg mit kurzer Schiebepassage auf  die Forcella Pozil (2.144 m). Dort - man glaubt es kaum - steht das an sich seltene Edelweiß in Büscheln am Weg.
Schiebepassage zur Forcella Pozil
Parkplatz "Edelweiß" auf der Forcella Pozil
Vorfreude auf 1.000 Hm Trailabfahrt
Abwärts geht es dann nur auf den ersten 50 Metern etwas steil, dann immer schön flüssig und ohne nennenswerte Schwierigkeiten rund 1.000 Höhenmeter durch Wiesen und Wälder bis ins Tal. Das besondere an diesem Trail ist nicht nur sein launiger Charakter, sondern der Weg scheint kaum begangen und befahren. Auf der gesamten Strecke von der Alpe Lusia auf die Forcella Pozil und wieder ins Tal haben wir ganze vier Wanderer getroffen und sonst niemanden auf weiter Flur. Mag sein, dass das auch mit dem trüben Wetter zu tun hatte, aber auch die Trails waren relativ verwachsen und eng und ohne Spuren von Reifen oder Sohlen.
Einsame und flowige Naturtrails
Im Tal folgt man dem Radweg am Fluss talauswärts bis zur Talstation der Seilbahn Latemar 2.200 bei Predazzo und fährt erst mit der Kabinenbahn und nach einem Umstieg auf den Sessellift knapp 1.200 Höhenmeter hoch zum Passo Feudo. Es folgt eine kurze Abfahrt zur Ganischger Alm, diese und seine mürrische Bedienung mit konsequenter Smartphone-Fixierung lässt man am besten links liegen und fährt mit dem Latemar im Blick weiter zur Epircher Laner Alm. Hier lohnt eine Einkehr, bei freundlichem und gutgelauntem Empfang fühlt sich der Biker wohl. Die schön angerichte "Marend" (Jause) schmeckt besonders gut und das Angebot an Durstlöschern ist groß.
Nach einem nassen Tag grüßt der Latemar in der abendlichen Sonne
Danach geht es auf Asfalt weiter in Richtung Obereggen. Dort sollte man die Abzweigung rechts in Richtung Karerpass nicht verfehlen. Nur sanft bergauf kommt man nach ein paar Kilometern durch Wiese und Wald auf einem breiten Schotterweg an den Karersee. Dieser ist das landschaftliche Highlight der Tour, mit denen sich im smaragdgrünen Wasser spiegelnden bleichen Dolomitenfelsen im Reich des Zwergenkönigs Laurin.

Der Karersee - das landschaftliche Highlight der Tour
Am Karersee geht es links hinten am Parkplatz direkt in einen schönen Singletrail, der bis hinab an den Ausgangspunkt in Welschnofen noch den krönenden und sanften Abschluss der Tour darstellt.

FAZIT: Die Tour ist spektakulär und landschaftlich einmalig, die Trails leicht und sehr gut fahrbar (bei Nässe rutschig), durch die Liftunterstützung (Ticket 27 €) schont man die Beine statt der Geldbörse und es gibt viele schöne Einkehrmöglichkeiten. Die Orientierung ist durch Weggabelungen und Abzweigungen nicht ganz einfach, empfehlenswert ist eine Karte oder die Navigation per Handy oder GPS-Gerät. Bei mir standen nach einigen "Verirrungen" am Ende des Tages 55 Kilometer und 1.260 Höhenmeter am Tacho, das Ganze bei 3:45 Stunden reiner Fahrzeit. Die Tour ist als lockere Tagestour auch für weniger trainierte Biker geeignet und es bleibt genügend Zeit zum Schauen, Einkehren und Genießen. 

Tourenübersicht und Navigation mit Oruxmaps App


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