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Biketest: Liteville 101 MK1

Würde ich ein Bike bauen wollen, ich würde es so machen wie Liteville. Durchdachtes Konzept, klares und ehrliches Design, einen Rahmen zum Pferde stehlen, solide und zuverlässige Komponenten aus der Oberklasse, feinste Verarbeitung und Treue zu sich selbst. Entsprechend sieht die Beschreibung der neuen Liteville 101 Trail Werksmaschine aus (auch als Marathon Werksmaschine erhältlich), die es seit Saisonsbeginn bei den Liteville Händlern gibt. Schon allein die Beschreibung macht den Mund wässrig:

Rahmen: Liteville 101 MK 1, Federweg 120 mm
Oberfläche: Raceblack eloxiert
Steuersatz: Syntace SuperSpin tapered
Gabel: RockShox Pike RCT3
Federbein: RockShox Monarch RT3 DebonAir
Schaltgruppe: Shimano Deore XT 2 x 11 
Bremsen: Shimano Deore XT
Bremsscheiben: Shimano Deore XT 203 mm / 180 mm
Laufräder HR / VR: Syntace W30 MX / W35 MX
Reifen HR / VR: Schwalbe Racing Ralph 2.25 / NobbyNic 2.35
Lenker: Syntace Vector Carbon High10, 760 mm
Griffe: Syntace Screw-On Gripz Moto
Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth 150 mm

Was mich am Liteville außerdem immer wieder fasziniert sind die Details, so kann etwa mit dem in der hinteren Steckachse deponierten Achswerkzeug jede Imbusschraube am Bike geschraubt werden. So einfach und genial zugleich, da kann sich manch anderer Hersteller (katastrophale Imbus/Torx Kombinationen) eine Scheibe abschneiden. Aber auch der Kettenspanner oder der Schaltwerkschutz, alles unauffällige Details mit sehr viel Mehrwert. 
 
Liteville 101 Testbike, Größe M
 
Aber genug der technischen Daten, bei einem Biketest in der Heimat des Bikes, auf den sanften Trails im Allgäu wollte ich herausfinden, wie sich das 101 fährt. Einen ersten positiven Eindruck vermittelt die Sitzposition, sie ist ziemlich komfortabel, nicht gestreckt, der breite Lenker mit den fantastischen Moto-Griffen fühlt sich gut an und gibt ein Gefühl souveräner Kontrolle. 
 
Ready to ride Liteville
 
Trotz der für mich ungewohnten Flatpedale fühlte sich das Bike, auch dank der hervorragenden Shimano XT Schaltung, leichtfüßig und spurtstark an. Die nicht superleichten 13 Kilogramm spürt man kaum, das Handling ist agil. Meinen Geschmack trifft die von mir gefahrene Kombination aus 29er Laufrad vorne und 27,5er hinten nicht ganz, bei einem Kauf würde ich mich konsequent für die 29er Kombination an beiden Rädern entscheiden. Die montierten Schwalbe Racing Ralph hinten und Nobby Nick vorne sind gut gewählt und die Pneus liegen sehr breit bauend auf den ausladenden Syntace Felgen.
Aufgeräumt mit edlen Anbauteilen
 
Durch die recht straffe Abstimmung war das Bike ganz nach meinem Geschmack, weniger Sänfte als  lebendiges Springpferd. Die 120 mm Federweg fühlten sich eher nach 100 mm an, das ist wohl aber eine Frage des Setups. Die Abfahrt gerät zu einem Ritt auf einem rassigen Rennpferd. Hügel und Wellen werden mitgenommen und ausgebügelt, man möchte mit dem 101 pumpen und am Boden kleben und gleichzeitig möchte man springen und abheben. Das 101 ist ein wahrer Gelände-Flummi, ein Spaßbike erster Güte. Und auch dass man wieder zum Stehen kommt ist gewährleistet - die XT Bremsen von Shimano, mit 203 mm Bremsscheibe vorne und 180 mm hinten, verzögern einfach bombastisch und sind über jeden Zweifel erhaben.
Bergab mit der Spaß-Werksmaschine
 
Und noch etwas hat das Liteville 101: Es ist so vielseitig wie kaum ein anderes Bike, hat Kletter- und Abfahrtsqualitäten. Damit kann es sowohl beim Alpencross als auch beim Jedermann-Marathon, bei der Sonntagstour und dem Trailride nach Feierabend punkten.

Fazit: Ein tolles Mountainbike mit großer Werterhaltung durch hohe Verarbeitungsqualität, mit hochwertigen Komponenten und bedachter Modellpflege. Mit 5.498 Euro Listenpreis wahrhaft kein Schnäppchen, aber ein solider und sehr vielfältiger Freizeitpartner mit zu erwartender langer Lebensdauer. Was ich anders machen würde? Kabelzüge nach innen verlegen! Rest top!

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