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Südtirol: Auf den schmalen Spuren der Fleimstalbahn - MTB 'Vecia Ferrovia'

Die Fleimstalbahn war eine Schmalspur-Eisenbahn, die von 1917 bis 1963 zwischen Auer im Südtiroler Unterland und Predazzo im Fleimstal verkehrte. Heute befindet sich auf der Trasse ein traumhaft schöner, leichter und familientauglicher Radweg, der von Auer (223 m) auf den San Lugano Pass (1.097 m) führt. Und im Gedenken an die Nostalgiebahn aus dem vorigen Jahrhundert findet auf der alten Bahnstrecke alljährlich auch ein MTB-Rennen statt, die "vecia ferrovia dela Val de Fiemme".

Lächeln im Gesicht bei sanfter Steigung

Aber der Reihe nach: Das Vorhaben für die Bahn reicht schon in das Ende des 19. Jahrhundets zurück, die  Planungen für die Fleimstalbahn wurden 1910 begonnen, aber erst mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges und mit dem Nachschubbedarf an der Dolomitenfront kam Schwung in den Bau. Unter großem Zeitdruck wurde die Bahn ab 1916 durch die k.u.k. Eisenbahnkompanie - also durch das Militär - erbaut, mit rund 6.000 Arbeitern, darunter waren 3.600 Kriegsgefangene. Es galt zahlreiche Hindernisse zu überwinden, auf der 51 Km langen Strecke mussten sechs Tunnels, sieben Viadukte, acht Brücken un dreizehn Bahnhöfe gebaut werden. Die Spurweite der Bahn betrug 760 Millimeter, die Steigung maximal 42 Promille, der kleinste Gleisradius war mit 60 Meter festgelegt. Schon am 23. Juni 2017 wurde die Strecke von Kaiser Karl I. eingeweiht und erste Materialzüge mit Dampfloks verkehrten auf der Strecke. Nach Kriegsende wurde die Bahn vor allem für den Holztransport genutzt. 1929 wurde sie elektrifiziert und auf die Meterspur umgestellt. Dadurch konnte die Fahrzeit beinahe halbiert werden, die Fahrzeit betrug statt 3:55 nur noch 2:15 Stunden und statt 3 Zügen konnten täglich 10 Züge die Strecke befahren. In den 1950er Jahren erhielt die Bahn durch den aufkommenden Tourismus eine zusätzliche Bedeutung, im Rahmen der "Modernisierung" des Verkehrs wurde sie jedoch schließlich von der Straße und von Bussen und LKWs abgelöst und 1953 endgültig stillgelegt (Details). 

Am Sonntag, 4. August 2024 wird die 27. Auflage des MTB-Rennens "vecia ferrovia" ausgetragen. Die Streckenführung folgt über 36 Kilometern im wesentlichen der alten Eisenbahntrasse, startet in Auer mit Ziel in Molina. Das Rennen ist fast schon ein Klassiker, aber die Organisatoren kämpfen wohl mit bürokratischen Hürden, denn die Webseite spricht nicht mehr von einem MTB-Rennen sondern von einer Sternfahrt (raduno cicloturistico). Die Veranstaltung wird nicht sehr stark beworben und hat somit eine überschaubare Teilnehmerzahl von einigen hundert Mountainbikern. Meine Teilnahme geht zwar schon auf das Jahr 2006 zurück, bleibt mir aber stets in Erinnerung. Bei damals 834 Teilnehmern auf Position 409 Overall und 69 Kategorie gelandet, schon auf den ersten Kilometern verheizt und ordentlich Lehrgeld gezahlt. 

Die Strecke der alten Fleimstalbahn empfiehlt sich auf alle Fälle für einen entspannten Bike-Ausflug mit der ganzen Familie. Die sanfte Steigung von 3 Prozent, die schöne Kulturlandschaft durch lichte Laubwälder, duftende Wiesen und alte Rebanlagen sowie das ansprechende Panorama vom Kalterer See über das Unterland versprechen einen leichten Tritt in reizvoller Umgebung. Die Streckenführung bietet auch im Sommer schattige Abschnitte, an den Dorfbrunnen in den Dörfern entlang der Strecke kann die Wasserflasche gefüllt werden. Die alten Bahnhöfe sind sehenswert und Zeugen einer längst vergangenen, beschaulicheren Zeit. Kurz vor und direkt am San Lugano Pass laden einige Raststationen zur Erfrischung ein, z. B. fühlt man sich im  Restaurant Bar Rosa als Biker willkommen.

Am San Lugano Pass (1.097 m)

Die Rückfahrt kann wieder auf der Bahnstrecke in Angriff genommen werden, um sanft abwärts an den Ausgangspunkt zurück zu gelangen (Verlauf und Bilder hier). Oder man nimmt beim Örtchen Kaltenbrunn den kurzen Anstieg in das beschauliche Bergdorf Truden im Naturnpark in Angriff, legt dort eine Pause ein und fährt über dir kurze und steile Asphaltstraße über Mühlen und Glen bis Montan und von dort wieder über die Bahntrasse an der Ausgangspunkt zurück. 

Einfach schön - Castelfeder und mein Trek

Fazit: Schaffte die dampfbetriebene Schmalspurbahn vor über einhundert Jahren die Strecke in knapp vier Stunden, ist das für jeden Biker auf der sanften Strecke heute locker zu schaffen. Und fitte Biker können es gar mit der elektrifizierten Bahn aufnehmen und kommen in deutlich unter 2 Stunden ans Ziel. Aber um Geschwindigkeit geht es auf der Strecke nicht. 




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