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(Warum) gibt es keine italienischen Mountainbikes?

Wer kennt sie nicht: Pinnarello, Bianchi, Wilier, De Rosa, Olympia, Kuota, Moser, Fondriest, Cinelli, Casati, Basso, Olmo, Gios, Botecchia ... um nur einige zu nennen. Diese Hersteller/Marken erwirtschaften mit Rennrädern rund 80 Prozent ihres Umsatzes im Premiumsegment. Auch wenn rein von den Stückzahlen her die italienischen Hersteller kleine Brötchen backen, sind sie auf jeden Fall im Rennradsegment in der Lage, den US-Herstellern Paroli zu bieten und spielen mit den ganz großen wie Cannondale, Scott, Merida, Giant in einer Liga. Die Stückzahlen erreichen bei den größten italienischen Herstellern gerade mal 600.000 pro Jahr, während es die vorgenannten Giganten auf bis zu 12.000.000 Stück pro Jahr bringen. Die wichtigsten italienischen Hersteller sind im Veneto angesiedelt, von Rossano Veneto nach Bassano del Grappa bis Piove di Sacco. In Europa produzieren die italiensichen Hersteller immer noch mit rund 2,5 Millionen Stück am meisten Fahrräder vor der Nummer zwei Deutschland, allerdings erreicht die produzierte Menge nur mehr die Hälfte der Stückzahlen der 90er Jahre.

Warum gibt es dann also keine italienischen Mountainbikes? Na ja, es gibt eigentlich doch eine ansehnliche Zahl an italienischen Herstellern, die mit dem Know-how aus dem Rennradbereich Mountainbikes bauen. Es geht aber fast auschließlich um Hardtails. Einige wenige Angebote im 29er Bereich runden das Angebot ab, Fullys gibt es so gut wie gar keine. Die Hersteller sind in den Anfängen des MTB vor rund zwanzig Jahren nicht auf den Zug aufgesprungen und haben somit von den goldenen Anfängen nicht profitieren können. In Deutschland dagegen war das anders und es sind Marken wie Cube, Stevens, Bulls, Ghost, Focus, Haibike, Rotwild, Steppenwolf u. v. m. aber auch große Versender, wie Canyon und Rose, entstanden. Diese Marken reichen oft vom Image her schon an die US-Hersteller Cannondale, Specialized, Scott, Trek, Rocky Mountain, ... heran, betreiben eigene Entwicklungsarbeit und gelten als ebenbürtige Bikes: technisch up-to-date, durchdacht, zuverlässig, langlebig. 

Das war bei den italienischen Mountainbikes nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren waren die italienischen Hardtails eigenbrötlerisch unterwegs, mit eigenen Geometrien, kuriosen Detaillösungen und konfuser Komponentenauswahl. Das hat sich mittlerweile geändert, die in den Fachmagazinen angebotenen Bikes haben komplette Schaltgruppen von Shimano oder SRAM, Felgen von Mavic, DT Swiss oder Fulcrum, Federgabeln von Fox, Rock Shox oder Marzocchi, Sattestützen, Vorbauten und Lenker von Ritchey, Syntace oder FSA, Scheibenbremsen von Avid, Magura oder Formula, Reifen von Conti, Schwalbe oder Geax. Eine Durchsicht des italienischen MTB Magazine zeigt durchdachte, schöne Bikes von Torpado, Olmo, FRW, Wilier, Botecchia, Bianchi, Sintesi, Carraro, Shockblaze, Colnago.

Es gibt sie also, die italienischen MTBs. Allerdings findet sich unter den Angeboten kein einziges Fully und nur zwei 29er. Auf den Webseiten der Hersteller sieht es ein bisschen besser aus, einige haben auch ein 29er und sogar ein Fully im Programm. Aber in der Wahrnehmung der MTB-Gemeinde sind diese noch nicht angekommen.

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