In diesem Beitrag werde ich ausschließlich über Scheibenbremsen sprechen. Etwas anderes sollte wirklich nur in Ausnahmefällen an ein Mountainbike montiert werden. Das könnten hydraulische Felgenbremsen sein, wie sie z. B. Magura seit rund 10 Jahren anbietet (aktuelles Modell HS 33) oder eben die alte V-Brake von Shimano. Ideal wäre im Fall von Felgenbremsen an einem Mountainbike die Verwendung von keramikbeschichteten Felgen, um eine hohe Bremsleistung sicherzustellen.
Die Auswahl an Marken und Modellen bei Scheibenbremsen ist groß. Da tummeln sich Wettbewerber wie Avid, Magura, Formula, Shimano, Hayes und Hope. Jeder Hersteller hat eine große Auswahl an Modellen, z. B. bietet der zur SRAM-Gruppe gehörige Anbieter Avid elf hydraulische Scheibenbremsen mit fünf verschiedenen Bremsscheiben in jeweils 3-4 Größen (140, 160, 180, 200 mm) an.
Details unter: www.sram.com/avid
Shimano bietet für die gesamte Palette an Schaltgruppen die entsprechenden Bremsen an, von der XTR, Saint, XT, SLX, Deore mit Scheibendurchmessern 160, 180 und 203 mm, fürs Hinterrad gibt's auch noch 140mm. Interessant ist die neue "Ice Tec" genannte Technologie, welche durch Kühlrippen auf den Belägen und Stahl/Aluminium Verbundmaterial bei den Bremsscheiben eine bessere Kühlung der Bremsen und somit eine verbesserte Bremsleistung bewirken soll.
Details unter: cycle.shimano-eu.com
Optisch hebt sich vor allem die neue Bremsenserie von Magura ab. Das Topmodell MT8 ist aus einem neuartigem Material, Carbotecture genannt, im Spritzgussverfahren gefertigt. Die Bremse sieht so aus, als wäre sie durchgehend aus Carbon gefertigt - tolle Optik. Die Bremsscheiben werden in 160 bzw. 180 mm angeboten.
Details unter: www.magura.com
Formula baut neben Bremsen für Bikes auch Motorradbremsen. Häufig werden Formula Bremsen bei Versendern verbaut, z. B. bei Radon, Rose oder Canyon in der Klasse zwischen 1.000 bis 1.500 Euro. Gerne wird auch Hayes verwendet, Hope sehe ich eher selten als Standardausstattung.
Was muss eine MTB Scheibenbremse leisten?
Erstens, sie muss ordentlich verzögern, also bremsen! Dies sollte sie zweitens wohldosiert machen, also mit einem gut spürbaren und gleichbleibenden Druckpunkt, drittens sollte die Bremse standfest sein, d. h. auch bei längeren Abfahrten ihre Bremsleistung und ihren Druckpunkt beibehalten und viertens sollte sie ihre Arbeit still und leise erledigen. Denn es gibt nichts ärgerliches als quietschende, schleifende oder klingelnde Bremsen. Dazu sollte das gesamte Bremssystem auch noch leicht sein.
Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, alle Bremsmodelle selbst zu testen, deshalb verweise ich auf einen aktuellen Bremsttest in der Dezember Ausgabe des Mountain Bike Magazins (bereits am Kiosk) oder im Web unter:
http://www.mountainbike-magazin.de/test/parts/test-23-scheibenbremsen-im-vergleich.201766.2.htm
Aus eigener Erfahrung kenne ich vor allem die Avid Juicy Ultimate (Vorgängermodell der Avid Elixir) an meinem Scott Scale sehr gut, diese arbeitet seit 2007 ohne Probleme (Bremsscheibe vorne 185 mm, hinten 160 mm). Außer dem regelmäßigen Ersatz der Bremsbeläge war bisher keine Reparatur notwendig, habe weder die Bremsflüssigkeit erneuert oder nachgefüllt, noch die Bremsanlage entlüftet, d. h. das System ist absolut dicht. Der Ersatz der Beläge ist mit wenigen Handgriffen in weniger als fünf Minuten erledigt.
Die Wahl der Beläge beeinflusst natürlich die Funktion der Bremsanlage. Organische Beläge bremsen stärker, halten aber weniger lange. Gesinterte Beläge haben eine längere Lebensdauer, beanspruchen aber die Bremsscheiben stärker und bremsen einen Tic weniger entschlossen. Dazu tendieren sie bei Nässe eher zum Quietschen. Die Kilometerleistung der Bremsbeläge hängt sehr stark von den gefahrenen Strecken, dem Gesamtgewicht Bike plus Fahrer sowie von den Bremsgewohnheiten des Bikers ab. Aber mindestens 600 Km haben bei mir organische Beläge gehalten, gesinterte Beläge mindestens 900 Km. Ob ich Original- oder Universalbeläge verwendet habe, spielte im Bereich meiner Wahrnehmung kaum eine Rolle.
Die Wahl des richtigen Bremsscheibendurchmessers ist für die Bremswirkung und Standfestigkeit wohl noch wichtiger, als die verwendeten Bremsbeläge. Leichte Fahrer bei Cross-Country MTB's verwenden hinten oft nur 140 mm und vorne 160 mm Scheiben um Gewicht zu sparen. Diese sind jedoch für Maratonisti oder Alpencrosser ungeeignet. Dort empfehlen sich hinten und vorne 180 mm Scheiben, vor allem wenn der Fahrer über 70 Kilogramm auf die Waage bringt, darunter würden meines Erachtens wohl auch 160 mm reichen.
Ich kenne aus dem Alltag auch die Formula RX, diese ist eine standfeste und zuverlässige Bremse. Hat aber besonders am Vorderrad nicht annähernd den Biss der Avid und dort auch eine eigenartige Geräuschentwicklung, ein mir nur von dieser Bremse bekanntes Surren/Brummen. Trotz intensiven Gebrauchs mit hohem Gewicht (Kindersitz) halten die Beläge aber sehr lange, haben bisher über 1.000 Km gehalten und sind immer noch nicht am Ende ihrer Lebensdauer. Wartung war bisher noch keine notwendig.
Wenn man oft auf Touren unterwegs ist, ist es von Vorteil, wenn man ein paar Ersatzbeläge dabei hat. Die gängisten Modelle sind fast in jedem Fahrradhandel erhältlich, bei weniger verbreiteten Exemplaren ist das jedoch nicht so, da macht sich das Mitführen von Ersatzbelägen doppelt bezahlt.
Bild: 2.500 Höhenmeter Abfahrt mit über 100 Kilo Gesamtgewicht - das muss eine Bremse aushalten! Hier sorgt eine Shimano XTR mit 180 mm Scheibe hinten und 203 mm Scheibe vorne für die erforderliche Verzögerung.
Fazit:
Auch aus dem oben zitierten Bremsentest ist ersichtlich, dass für eine effiziente Verzögerung hauptsächlich die richtige Größe der Bremsscheiben ausschlaggebend ist. Bei Größe 180 mm erzielten alle getesteten Modelle zumindest ein "GUT". Danach zählen Preis, Gewicht und Optik zu den Entscheidungskriterien.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen