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Biketest: Grand Canyon AL 29 SLX 8.9 - vom Sorglos-Bike zum Sorgenkind

Im Herbst 2013 hatte ich mir ein 29er MTB vom Versender Canyon angeschafft. Und zwar das Modell Grand Canyon AL 29 SLX 8.9 Modelljahr 2014. Die Ausstattung schien sehr solide, das Preis-Leistungsverhältnis top und Abwicklung und Lieferung gingen sehr flott über die Bühne. Ich hatte damals auch in einem Beitrag einen sehr positiven Testbericht veröffentlicht. 
Grand Canyon AL 29 SLX 8.9
Nach zwei vollen Saisonen der Nutzung als Sorglos-Zweitbike (fahre sonst ein Scott Spark und ein Scott Genius), hat sich die Optik auf das Bike leider etwas getrübt und ich möchte die Erfahrungen nach den etwa 2.000 Kilometern Laufleistung, die das Mountainbike nunmehr hat, mit meinen Bloglesern teilen. 

Den Sattel von Selle Italia musste ich nach einigen hundert Kilometern tauschen. Er war in Verbindung mit dem steifen Rahmen und dem 31,8 mm dicken Sattelrohr wenig komfortabel. Aber das war weniger störend als die Tatsache, dass er einfach zu rutschig war und bergab somit viel mehr Stützarbeit durch Arme und Schultern erforderlich machte. Deshalb habe ich den Sattel durch einem Fizik Aliante ersetzt. 
Selle Italia mit Fizik Sattel ersetzt
Über die - ansonsten perfekten - Griffe von Ergon habe ich mich schon geäußert, Farbe Weiß und MTB haben generell ein schwieriges Verhältnis zueinander. Weiß war mal, die Griffe sind jetzt dunkelgrau und werden auch nicht mehr weiß. Aber vom Halt und von der Kontrolle her sehr gut, da gibt es nichts zu meckern.

Die an sich recht stark zupackende Avid 5 Bremse ist überraschend anfällig für Beschädigungen, so musste nach einem, eigentlich harmlosen, Sturz (Umfaller) eine Bremshebelaufnahme samt Hebel ersetzt werden, weil diese gebrochen war. 
Bremshebel gebrochen und ersetzt
Was wirklich stört, ist ein seit kurzem auftretendes und derzeit nicht lokalisierbares Knarzen aus dem Rahmen. Habe bereits an der Sattelstütze, am Tretlager und am Steuersatz nach der Ursache gesucht, diese aber noch nicht gefunden.

Größtes Manko am Bike sind aber die DT-Swiss Teile: Die vordere Felge hat schon seit den ersten Ausfahrten einen leichten Schlag, den ich zwar mehrfach korrigiert habe, aber nicht wirklich in den Griff bekomme. Das ist aber die harmlosere Sache und stört  die Funktionalität nicht wirklich.

Schwerwiegender sind die Probleme an der Hinterradnabe, speziell mit dem Freilauf des DT Swiss 1900 Spline Laufradsatzes. Bereits im letzten Sommer hatte ich damit Probleme und in der Werkstatt wurden Freilauf und Nabe dann gereinigt und geschmiert, dann lief das Teil wieder. Vor einigen Wochen hatte ich dasselbe Problem verstärkt wieder. Die Pedale drehten mit und die Kette wurde mitgezogen. Bei einem neuerlichen Besuch in der Werkstatt wurde ein irreparabler Totalschaden am Freilaufkörper festgestellt. Die Nabe musste für 300 Euro plus Arbeit mit einer neuen DT Swiss 240 Nabe ersetzt werden. Im Nachhinein gesehen wäre wohl ein Tausch des ganzen Laufrades günstiger gewesen. 
Hinterradnabe mit Freilauf ersetzt
Die Garantiefrist ist nach zweieinhalb Jahren zwar abgelaufen, ich habe trotzdem den Service von Canyon kontaktiert, um zu verstehen, ob eventuell eine Kulanzlösung möglich wäre. Auf meine insgesamt drei Mails über einen Zeitraum von einem Monat habe ich nie eine Antwort erhalten. Hatte mir eigentlich nicht einmal einen Ersatz oder ein sonstiges Entgegenkommen erwartet, eine simple Antwort hätte mich wohl zufrieden gestellt. Denn das ist das Mindeste, das man einem Kunden an Respekt entgegenbringen muss. War aber nichts. Dieses Verhalten hat mich erbost, denn es sagt viel über den Versender aus und hat mein Bild - bisher durchaus positiv - nachhaltig getrübt. Schade, weil das Produkt an sich stimmt! Aber auch Service ist ein Teil der Gesamtleistung und beim Service liegt offensichtlich einiges im Argen.

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