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200 Jahr Fahrrad - von der Draisine zum Mountainbike

Neben Amsterdam, Utrecht und Groningen in Holland, Kopenhagen in Dänemark, Sandnes in Norwegen und Freiburg und Münster in Deutschland gelten Ferrara in Italien und sogar Bozen als vorbbildliche Städte, was die Integration des Radverkehrs in den Gesamtverkehr betriftt. 

Zurück geht das Fahrrad auf seinen Erfinder Karl Drais, der am 12. Juni 1817 erst­mals auf seiner Lauf­ma­schine (Draisine) durch Mann­heim fuhr und für die 15 Km lange Strecke nur eine Stunde benötigte. Diese Lauf­ma­schine wog 22 Kg und gilt als die Urform des Fahr­rads. Heute nach exakt 200 Jah­ren ist das Fahr­rad das am meis­ten genutzte Trans­port­mit­tel der Welt. 
Die Draisine von Karl Drais - der Urtyp des heutigen Fahrrades
 
Aber nicht nur das, das Fahrrad ist zum Inbegriff der Spaßmobilität geworden. Dem Automobilhersteller Adam Opel wird das Zitat zugesprochen: "Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad." Und er muss es gewusst haben, denn Opel baute ab 1886 Fahrräder und war in den 1920er Jahren nicht nur Automobilbauer, sondern der größte Fahrradhersteller der Welt. 

Im Jahr 1867 folgte die nächste größere Weiterentwicklung der Laufmaschine, auf der Weltausstellung in Paris wurde das Velociped präsentiert, das am Vorderrad mit einer Tretkurbel und am Hinterrad mit einer Bremse bestückt war. Aus dieser Entwicklung folgte wenige Jahre später das Hochrad, das schon damals als Prestigeobjekt und Spielzeug der Wohlhabenden galt. 

Der Durch­bruch in der Entwicklung wurde mit der Rück­kehr zum Nie­der­rad eingeläutet. Zwei gleich große Räder mit einem niedrigen und nach hinten verlagerten Schwer­punkt erleichterten das Fahren. Der Antrieb erfolgte über eine Kette auf das Hinterrad. Das Sicher­heits-Nie­der­rad mit der Grund­form des heu­ti­gen Fahr­rads wurde 1885 paten­tiert. Bereits 1890 wurde der noch heute übliche Dia­man­t­rahmen ein­ge­führt, der große Sta­bi­li­tät bei wenig Mate­ri­al­ein­satz und geringem Gewicht gewährleistet.

In Europa war das Fahrrad bis in die späten 1960er Jahre das wichtigste Ver­kehrs­mit­tel für die ganze Bevöl­ke­rung. Es war für die zahl­rei­che Indus­trie­- und Land­ar­beiter­schaft der Grün­derzeit erschwing­lich und spielte im Mili­tär sowie in der Wirt­schaft eine große Rolle. Mit der Massenmotorisierung sank die Bedeutung des Fahrrades vorübergehend. 

Aber bereits in den 1970er Jah­ren wurde, nicht nur durch die Ölkrise, sondern auch durch ein verändertes Gesundheits- und Umweltbewusstsein in der Bevölkerung die Renaissance des Fahr­rads eingeläutet. Diese setzt sich bis heute - 200 Jahre nach der Erfindung - fort. Die Wer­be­wirt­schaft ent­deckte das Fahr­rad als Sym­bol für Jugend­lich­keit, Frei­heit und Indi­vi­dua­li­tät. Das Image des Fahr­rads bes­serte sich, wurde vom Verkehrsmittel für arme Leute zum Statussymbol sowie Statement für Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit. Der Aus­bau der Rad­ver­kehrs­in­fra­struk­tur ist wieder Teil der Verkehrsplanung und hat vie­ler­orts bereits zu deut­li­chen Zunah­men des Rad­ver­kehrs geführt. Die technische Entwicklung war dem Boom ebenso förderlich. Gangschaltungen, Gewichtseinsparungen, Design, neue Werkstoffe, Elektroantriebe und eine Vielzahl an Fahrradtypen und Fahrradspielarten finden heute zu den Kunden. Das Fahrrad ist wieder popu­lä­r und erzielt alljährlich Ver­kaufs­re­korde.

Heute - am 200. Geburtstag des Fahrrades - ist Fahrradfahren vor allem eines: Lebensgefühl. Und dem Zitat des 35. Präsidenten der USA, John F. Kennedy ist nicht viel hinzuzufügen: „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ 

Habe viele weitere wunderbare Zitate zum Radfahren gefunden. Und ein paar meiner ersten Bikebilder gibt es ebenso in meinem Blog.

Das MTB feiert in diesem Jahr übrigens seinen 40. Geburtstag. Joe Breeze fertigte im Jahr 1977 sein ersts geländetaugliches Fahrrad, basierend auf dem Konzept des Schwinn Cruiser aus den 1930er Jahren. Der Begriff Mountainbike war geboren. Zwei runde Geburtstage für zwei Räder mit viel Freude drumherum!


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