Die E-Mobilität entwickelt sich beständig und schwappt dabei von den urbanen Räumen auf die Berge über. Ausdruck dafür ist die stetig ansteigende Präsenz von E-Bikes im alpinen Gelände. Die Verkaufszahlen der Bikes mit Elektrozusatzantrieb steigen rasant an und auch die Fahrradverleiher setzen voll auf den Trend. Zweifelslos auch eine neue Herausforderung für die Touristiker. Das wurde auch beim Travel Talk auf der Eurobike 2017 diskutiert, wo es hieß: "e-Mountainbike - Wie ein kleines e den Tourismus ins Schwitzen bringt".
Die Touristiker hatten es gerade eben so recht und schlecht geschafft, alle Nutzergruppen der Natur aufeinander einzustimmen, quasi Wanderer & Co. mit den Mountainbikern auszusöhnen. Wo notwendig, wurden sogar getrennte Wege ausgewiesen. Diese konnten oft erst nach langwierigen Verhandlungen mit Grundbesitzern und anderen Interessenvertretern erschlossen werden. Als ob damit nicht schon genug wäre, muss jetzt zusätzlich noch eine Lösung für die E-Mountainbiker her?
Dazu müsste die Frage geklärt sein, ob E-Biker andere Anforderungen an die Wege- und andere Infrastruktur haben oder ob sie einfach wie klassische Mountainbiker behandelt werden können. Zu dieser und zu weiteren Fragen hat es in Südtirol bereits im April eine E-MTB Tagung in Latsch gegeben, eine weitere Auflage ist für das Frühjahr 2018 geplant. Beim Travel Talk auf der Eurobike in Friedrichshafen, der größten Fahrradmesse Europas, war E-MTB und Tourismus ebenfalls ein heiß diskutiertes Thema. Im September gibt es zudem eine Auseinandersetzung mit dem Thema in der öffentlichen Verwaltung Südtirols sowie im Tourismusmarketing bei IDM-Südtirol. Man sieht also, dass man sich der Brisanz bewusst ist, aber noch keine Konzepte vorliegen hat.
Für klassische MTB-Strecken gibt es eine Reihe von Kriterien, wie z. B. die Singletrail-Skala, mit dieser wird der Schwierigkeitsgrad von MTB-Strecken beschrieben. Für E-Bikes gibt es bislang noch keine Kriterien für „richtige“ E-Bike Strecken. Außerdem gibt es noch keine umgesetzten E-MTB Konzepte, wobei in Graubünden derzeit an einem Gesamtprojekt namens „E-Mountainbike Graubünden“ gearbeitet wird. Fest steht, dass sich für die durch den E-Antrieb und die Batterien wesentlich schwereren E-MTBs Strecken mit Schiebepassagen kaum eignen. Fakt ist aber auch, dass durch die Batterieunterstützung wesentlich längere Strecken gefahren werden können. Ein E-Mountainbiker schafft etwa das zweieinhalb- bis dreifache der Tagesleistung eines Mountainbikers ohne Zusatzantrieb. Mehr Fahrkilometer pro Biker bedeuten aber mehr Druck auf die Wege durch höhere Frequenzen. Zudem benötigen höhere Reichweiten auch andere Tourenkonzepte für E-Mountainbiker. Und die Etappenplanung muss an den Reichweiten der Batterien und an den Lademöglichkeiten ausgerichtet werden. Diese Dinge lassen darauf schließen, dass die Anforderungen an die Strecken zwischen MTB und E-MTB doch unterschiedlich sind. Fest steht, dass das E-Bike das Radfahren und ganz besonders das Mountainbiken verändern wird.
E-MTB soweit das Auge reicht - gesehen auf der Eurobike 2017 |
Bei den E-Mountainbikern kristallisieren sich derzeit zwei große Nutzergruppen heraus:
Erstens sind das die sportlich ambitionierten Umsteiger, die bereits mit dem Mountainbike unterwegs waren und die mit dem Biken im alpinen Gelände vertraut sind. Diese entdecken die Leichtigkeit und Mühelosigkeit, bisher beinahe Unfahrbares auch bergauf zu bewältigen und somit den erhöhten Spaßfaktor dieser neuen Spielart des MTB. In dieser Nutzergruppe wird das Bike mit dem E-Bike ersetzt oder beide abwechselnd genutzt. Das bedeutet deshalb keinen Zuwachs bei den Wegnutzern, aber eine höhere Frequenz durch die größere Reichweite. Außerdem ist für diese Nutzer der Uphill-Trail eine Herausforderung, leider mit Konfliktpotenzial, denn bisher gab es auf vielen Trails noch keinen Gegenverkehr!
Erstens sind das die sportlich ambitionierten Umsteiger, die bereits mit dem Mountainbike unterwegs waren und die mit dem Biken im alpinen Gelände vertraut sind. Diese entdecken die Leichtigkeit und Mühelosigkeit, bisher beinahe Unfahrbares auch bergauf zu bewältigen und somit den erhöhten Spaßfaktor dieser neuen Spielart des MTB. In dieser Nutzergruppe wird das Bike mit dem E-Bike ersetzt oder beide abwechselnd genutzt. Das bedeutet deshalb keinen Zuwachs bei den Wegnutzern, aber eine höhere Frequenz durch die größere Reichweite. Außerdem ist für diese Nutzer der Uphill-Trail eine Herausforderung, leider mit Konfliktpotenzial, denn bisher gab es auf vielen Trails noch keinen Gegenverkehr!
Zweitens kommt eine nicht zu unterschätzende Gruppe hinzu, die „neuen Radfahrer“. Diese haben bisher kaum Erfahrung mit dem Biken im Gelände, haben keine Mountainbike- und wenig Bergerfahrung. Außerdem sind sie mit der Technik nicht vertraut und können kleine Pannen nicht ohne fremde Hilfe beheben. Diese Nutzer entdecken, wie scheinbar mühelos die Fortbewegung mit Motorunterstützung ist. Ihnen erschließen sich plötzlich ganz andere alpine Regionen und sie können in Gegenden vorstoßen, die für sie bisher unerreichbar waren. Familien, Senioren, Städter,… diese neuen Nutzer, werden den Boom bei den E-Mountainbikes anschieben und sind gleichzeitig eine große Herausforderung. Denn für die Sicherheit dieser unerfahrenen Nutzer werden breite Forstwege und Forststraßen von allergrößter Bedeutung sein. Eine gut ausgebautes und gut durchdachtes Wegenetz muss angeboten werden, die es auch einem ungeübten und unerfahrenem E-Mountainbiker ermöglicht, sicher in die Berge und wieder heil zurück zu kommen. Diese Nutzer benötigen aber auch neue Services, wie Einführung in Biketechnik und Fahrtechnik, Tourenbegleitung/Guiding/technische Assistenz, Sensibilisierung/Trail Etikette usw.
Dabei muss darauf geachtet werden, dass das mühsam erarbeitete – oder immer noch im Aufbau befindliche – Image der Mountainbiker plötzlich nicht
durch noch mehr Menschen, die noch schneller auf den Wegen unterwegs
sind, leidet und Wanderer & Co. vergrault werden. Die Wege werden durch die gestiegenen Nutzerzahlen auf schwerem Gerät mit großer Reichweite spürbar stärker frequentiert werden. Auf bisher nur bergab befahrenen Wegen werden jetzt auch bergwärts E-Mountainbiker unterwegs sein. Das birgt die Gefahr, dass die Akzeptanz des Mountainbikesports insgesamt eine negative Entwicklung nehmen könnte. Zollte der Wanderer dem athletischen Biker, der sich seine Höhenmeter mühsam im Schweiße seines Angesichts erkämpft hatte, noch Respekt und sah ihn meist als gleichwertigen Alpinisten an, mit dem er am ehesten bereit war "seine" Wege zu teilen, kann der E-Biker mit dieser Anerkennung kaum mehr rechnen.
Es braucht also ein Konzept für den Umgang mit den E-Bikes in den Bergen! Dies beginnt bei der Infrastruktur (Wege, Ladestationen, …), verbesserten Services rund um das E-Bike (Beherbergung, Gastronomie, Bikeshop, Bikeverleih, Bikeguide, E-MTB-Kurse, Transport, …) und einer neuen Bikekultur (E-MTB als Teil der E-Mobilität, Trail-Regeln, Akzeptanz/Toleranz, …).
Fazit: Wohin die Reise wirklich geht? Ich weiß es nicht! Aber ich gehe davon aus, dass sich der Boom fortsetzen wird. In Mountainbikerkreisen sind die Vorbehalte m. E. bereits weitgehend verschwunden. Vielfach wird mit der Anschaffung eines E-Bikes - eventuell als Zweitbike - geliebäugelt. Die Überschrift im Editorial der Fachzeit EMTB drückt es ganz treffend aus, wenn es heißt "lächelnd bergauf". Denn das Fahrvergnügen beim E-Mountainbiken ist einfach unbeschreiblich. Das Biken wird quasi demokratisiert, indem jung mit alt oder fit mit weniger trainiert, gemeinsam das Erlebnis teilen können und Höhenmeter wie Kilometer ihren Schrecken verlieren.
Toller Beitrag!
AntwortenLöschenmfg
Steffi
Fahhrad Vergleich