Der aufmerksame Leser dieses Blogs hat zwischen den Zeilen immer wieder gelesen, dass ich ein zwiespältiges Verhältnis zur MTB Szene entwickelt habe. Das merkt man am Inhalt der Beiträge genauso wie an der Frequenz, mit der ich schreibe. Es macht mir, angesichts bestimmter Entwicklungen, nicht mehr so viel Freude, über mein Hobby zu schreiben. Denn das Mountainbiken hat sich in meinen Augen zusehends von einem Sport für Naturliebhaber und Bergfreunde in eine konsum- und abfahrtsorientierte Massenbewegung gewandelt - rücksichtslos, rüpelhaft, verantwortungslos und alles andere als nachhaltig.
Schon im April 2014 hatte ich in meinem Blogbeitrag "Mountainbiken - quo vadis?" aus meinen Bedenken zur Entwicklung meines Lieblingssports keinen Hehl gemacht und die abfahrtslastige Entwicklung - verbunden mit dem Transport der Mountainbikes mit Bergbahnen und Shuttles bergwärts - kritisiert. Auch im August 2015 habe ich mich wieder gefragt, "Wohin geht der Trend bei Mountainbiken" und hatte hier besonders mit Bezug auf die Bildsprache die zunehmende Konsumorientierung und Schnellebigkeit an den Pranger gestellt.
In der Zwischenzeit gab es neue Entwicklungen, die rasante Verbreitung der E-Bikes und deren touristische Nutzung haben neues Konfliktpotenzial auf die Wege und Trails gebracht. Hatten sich die Wanderer gerade erst mit den Bio-Bikern arrangiert, kommen jetzt zusätzlich die E-Biker auf den Berg und beanspruchen Platz auf den Wegen und Steigen. Durch die (vermeintliche) Einfachheit des E-Bikens kommen immer mehr Leute mit immer weniger alpiner Erfahrung auf den Berg. Treten diese in Massen auf und verhalten sich unangemessen, ob aus Unkenntnis oder aus Ignoranz, so kippt schnell die Stimmung und die Akzeptanz aller Biker am Berg ist endgültig dahin.
Die öffentliche Wahrnehmung der Biker ist bereits jetzt durch relativ wenige schwarze Schafe arg in Mitleidenschaft gezogen. Das ist möglicherweise eine Folge der abfahrtslastigen Entwicklung und vor allem der Kommunikation. Damit meine ich die Art, wie das Mountainbiken beworben und verkauft wird. Denn wer nur daran interessiert ist, im Adrenalinrausch möglichst schnell ins Tal zu fräsen, der hat keinen Blick für intakte Natur und gepflegte Landschaft, grüßt weder den Wanderer noch den am Wegrand arbeitenden Landwirt und verhält sich auch entsprechend rücksichtslos.
Ist meine Liebe zum Mountainbiken erloschen? Nein - ich liebe das Mountainbiken wie am ersten Tag, aber ich kann mich mit dem Produkt Mountainbiken, so wie es sich entwickelt hat, mittlerweile nicht mehr identifizieren. Und ich ziehe meine Konsequenzen daraus: Ich werde meine Trails künftig nach neuen Kriterien aussuchen, ich werde Hotspots meiden und möglichst nur noch fern der Massen biken, in Gebieten, wo die Heuschrecken noch nicht eingefallen sind. Und um diesen Frieden dort zu bewahren, werde ich nicht mehr über diese Touren schreiben ...außer ich kriege doch wieder große Lust dazu.
Moin,
AntwortenLöschenwas Du schreibst kann ich sehr gut nach empfinden. Auch ich habe das Gefühl, dass es nur noch um immer mehr, immer höher und immer schneller geht. In meinen Augen geht das auch mit dem Ausbau reiner Funstrecken einher. Kommerzielle Bikeparks werden eröffnet, Strecken in den Wald gefräst, die man dann in seinem verdienten Jahresurlaub abgrast. Nicht, dass ich Bikeparks grundsätzlich ablehnend gegenüber stehe, nur vermitteln diese eben ein sehr einseitiges Bild unseres Sports. Auf der anderen Seite halte ich aber auch nichts davon als Biobiker den Zeigefinger zu erheben und von jedem zu verlangen, er müsse sich den Berg selbst erarbeiten. Das führt uns auch nicht zum Ziel. Was also tun? Vllt. können uns die Snowboarder und vor Ihnen noch die Kletterer verraten, wie es geht, denn auch die genannten standen vor dem Ausverkauf ihres Sports und resultierenden drohenden Verboten.
Ride on,
Bernd
Stimme Dir voll zu, ausser in einem Punkt: Man kann weiterhin über Touren in noch nicht abgegrasten Gebieten schreiben. Ohne Nennung der Namen/Orte und mit dem Hinweis, dass es keine Infrastruktur für Funbiker gibt.
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